Das Gremium der MV Filmförderung hat in seiner ersten Sitzung 2021 über die Vergabe von Fördermitteln in Höhe von 626.000 Euro entschieden. Aus 25 Anträgen wählte das Vergabegremium, bestehend aus sieben Filmfachleuten, zehn Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmproduktionen aus, die in den Bereichen Produktion, Stoff- und Projektentwicklung sowie im Bereich Verleih, Vertrieb und Präsentation unterstützt werden, darunter sechs Nachwuchsprojekte.

„Ein großer Wert wurde bei der Vergabe der Mittel in der ersten Förderrunde 2021 auf Nachwuchsprojekte gelegt – so sind mehr als die Hälfte der Projekte von Nachwuchstalenten, die ihre Filme größtenteils in Mecklenburg-Vorpommern realisieren werden. Die Themen und Genre sind vielfältig und umfassen ein breites Spektrum vom Plattenbau-Roadmovie über den feministischen Actionthriller bis hin zur Familienkomödie an der Ostseeküste. Wir sind besonders stolz darauf, eine Vielzahl von Stoffen zu fördern, die nicht nur eine Bandbreite aktueller und politisch relevanter Aspekte von Gendergerechtigkeit bis Klimawandel widerspiegeln, sondern auch einen hohen Bezug zur Umwelt, Landschaft und den Menschen in Mecklenburg-Vorpommern zeigen“, so Olaf Jacobs, Geschäftsführer der MV Filmförderung.

Wasserwander-Roadmovie, emanzipatorischer Actionthriller und junge Talente

Im Bereich Produktionsförderung hat sich das Vergabegremium für fünf Dokumentar-, Spiel- und Kurzfilmprojekte entschieden, darunter vier Nachwuchsfilme.

Die Gemeinde Loitz ist Drehort für das Dokumentarfilmdebüt von Paul Raatz. © Jean-Pierre Meyer-Gehrke

Der Kinospielfilm ALASKA von Max Gleschinski erhält eine Förderung in Höhe von 300.000 Euro. Für das Drehbuch seines neuen Projekts wurde der Rostocker Nachwuchs-Filmemacher kürzlich für den Deutschen Drehbuchpreis nominiert. ALASKA – ein Wasserwander-Roadmovie über eine Mittvierzigerin und ihren Weg zurück ins Leben, entsteht gemeinsam mit dem ZDF und soll noch diesen Sommer in der Mecklenburger Seenlandschaft gedreht werden.

Der Kinderspielfilm KOSCHKA (Regie und Drehbuch: Bernd Sahling), der unter anderem in Mecklenburg-Vorpommern gedreht werden soll, erhält Mittel in Höhe von 150.000 Euro. Als dem achtjährigen Jan kurz vor den Sommerferien eine Katze zuläuft, die wenig später drei Katzenbabys zur Welt bringt, geraten nicht nur Jans Ferienpläne durcheinander, sondern auch die seiner Freund:innen.

Für sein Dokumentarfilmdebüt NEULAND blickt Regisseur Paul Raatz für ein Jahr hinter die Fassade der Vorpommerschen Gemeinde Loitz und begibt sich auf eine Erkenntnisreise, um die Konzepte von Identität und Heimat auf den Prüfstand zu stellen. Das Projekt, das bereits im vergangenen Jahr mit einer Entwicklungsförderung durch die MV Filmförderung unterstützt wurde, erhält Produktionsförderung in Höhe von 62.500 Euro, ist somit vollfinanziert und kann realisiert werden.

Das Kollektiv GENERATION TOCHTER realisiert seinen gleichnamigen Coming-of-Age-Spielfilm u.a. an der Mecklenburgischen Seenplatte. © Anna Stocker

Ein weiteres Nachwuchsprojekt, das unter anderem Drehorte in Demmin und Hohenbrünzow hat, ist der emanzipatorische Coming-of-Age-Spielfilm und Actionthriller GENERATION TOCHTER (Regie: Marielle Sjømo Samstad), der mit 15.000 Euro gefördert wird. Im Mittelpunkt der Handlung steht Clara, die mit ihrer Mutter, einer ehemaligen RAF-Terroristin, im Untergrund lebt. Als diese von einem BKA-Beamten erpresst wird, gerät deren Leben in Gefahr.

Für den Kurzfilm FAHRSTUHL erhalten außerdem Phillip Lehner (Produzent) und Benjamin Hujawa (Regie) eine Produktionsförderung in Höhe von 22.500 Euro. Der provozierende Kurzfilm über Geschlechterklischees und das Aufbrechen dieser basiert auf der 2018 im Prosawettbewerb der Universität Rostock ausgezeichneten Kurzgeschichte von Romy Karl.

Plattenbau, Klimawandel und Trauerkultur

Im Bereich der Stoffentwicklung wurden zwei Nachwuchs-Spielfilmprojekte sowie ein Dokumentarfilmprojekt gefördert.

Mit 20.000 Euro wird MELS BLOCK unterstützt – ein „Roadmovie im Plattenbau“ über eine  junge Frau, früher Mobbingopfer, heute Self-made-Millionärin, die nach einem guten Jahrzehnt in den Rostocker Wohnblock zurückkehrt, in dem sie aufgewachsen ist. Das Drehbuch schreibt Seraina Nyikos („Ku’damm 63“, „Sankt Maik“)  gemeinsam mit Mark Sternkiker, der auch die Regie übernehmen wird.

OSTUFER WILDWEST (AT) von Joana Vogdt, eine Geschichte zur Wendezeit über und am Schaalsee, die sich Themen wie Umwelt, Natur(-schutz) und Klimawandel widmet, wird mit 18.500 Euro gefördert.

Mit ihrem Dokumentarfilmprojekt WAS BLEIBT IST LIEBE beleuchtet die Autorin Anja Umland ausgehend vom Verlust ihrer eigenen Mutter, die 2020 an Krebs gestorben ist, das Thema Trauerkultur. Experten, Wissenschaftler, Geistliche und Hinterbliebene erörtern in persönlichen Gesprächen ihre Sicht auf den Umgang mit dem Tod und ihre Erfahrungen. Gefördert mit 12.500 Euro.

Campingurlaub und politische Machtkämpfe im Ostseebad

In seinem Dokumentarfilm WEM GEHÖRT MEIN DORF? beobachtet Christoph Eder die politischen Machtkämpfe in seinem Heimatdorf Göhren auf Rügen. © Domenik Schuster

Mit einer Projektentwicklung in Höhe von 15.000 Euro wird außerdem der Kinospielfilm (FAST) PERFEKTE FERIEN der Produktionsfirma Gaumont („Das fünfte Element“, „La Boum“, „Ziemlich beste Freunde“) gefördert. Im Mittelpunkt der Handlung: eine Großstädter-Familie, die sich mitsamt ihrer Neurosen, Erwartungen und einer möglichen Scheidung im Gepäck auf einen nervenaufreibenden Campingurlaub an die Ostsee begibt. Handlungs- und Drehort soll die Insel Rügen sein.

Auf der Insel Rügen spielt auch der Dokumentarfilm WEM GEHÖRT MEIN DORF? von Christoph Eder, der in seinem Heimatdorf im Ostseebad Göhren beobachtet, wie die Einwohner:innen im Kampf um das Schicksal des beliebten Touristenortes langsam aus ihrer politischen Lethargie erwachen. Der Film, der mit einer Verleihförderung in Höhe von 10.000 Euro gefördert wird, war Teil des Wettbewerbsprogramms des Max Ophüls Preis 2021 und wird in der Reihe „Student Award“ auf dem diesjährigen DOK.fest München gezeigt.

Weitere Fördermittel für Filmfestivals und Kinokulturpreis

Außerdem hat die MV Filmförderung Fördermittel für Festivals (475.600 Euro) und weitere Veranstaltungen und Talentförderungen in Mecklenburg-Vorpommern (31.278,20 Euro) sowie für den diesjährigen Kinokulturpreis (87.000 Euro) in einer Gesamtsumme von 593.878,20 vergeben.

Liste aller geförderten Projekte

Die Förderentscheidungen über 626.000 Euro für neue Produktionen haben am 3. Mai getroffen:

  • Dr. Christoph Palmer – Geschäftsführer der Allianz Deutscher Produzenten Film & Fernsehen
  • Birgit Müller – Norddeutscher Rundfunk
  • Prof. Elizabeth Prommer – Direktorin des Instituts für Medienforschung der Universität Rostock
  • André Zabel – Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern
  • Volker Kufahl  – Geschäftsführer der FILMLAND MV gGmbH, Leiter des FILMKUNSTFEST MV
  • Matthias Elwardt – Vertreter der AG Kino Gilde deutscher Filmkunsttheater e.V.
  • Katja Pilgrim – Geschäftsführerin des Berufsverbandes der Film- und Medienproduzenten MV