Im Rahmen des 33. Filmkunstfests Mecklenburg-Vorpommern lud die MV Filmförderung am vergangenen Freitag Filmschaffende zum Talk und Networking ein. Dabei verkündete Olaf Jacobs, Geschäftsführer der MV Filmförderung, die Verlängerung und Aufstockung der Fifty-Fifty-Vereinbarung mit dem ZDF/Das kleine Fernsehspiel, um junge Talente in MV mit zügigen Entscheidungen und kurzen Finanzierungswegen zu unterstützen. Zudem erhielt der Rostocker Paul Raatz den Förderpreis „Gedreht in MV“ für seinen Dokumentarfilm UNENDLICHER RAUM.

LET’S TALK ABOUT TALENTFILM mit spannenden Impulsen und Vertreter:innen der Branche

Olaf Jacobs, Geschäftsführer MV Filmförderung © MV Filmförderung/Oliver Borchert

Eine Vielzahl Filmschaffender folgten der Einladung zum gemeinsamen Austausch und Treffen im Coworking-Space tisch in der Martinstraße unweit des Festivalkinos Filmpalast Capitol. Zum dritten Mal fand das Branchenevent unter dem Titel LET’S TALK ABOUT TALENTFILM im Rahmen des Filmkunstfests MV statt. Olaf Jacobs, Geschäftsführer der MV Filmförderung eröffnete die Veranstaltung und betonte das große Potenzial der ansässigen Filmbranche und der Talente aus Mecklenburg Vorpommern. 22 Filme aus Mecklenburg-Vorpommern waren im diesjährigen Festivalprogramm zu sehen, darunter zehn die mit Mitteln des Landes entstanden sind und drei Debütfilme. Weiter gab er die Verlängerung des Fifty-Fifty-Abkommens mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel bekannt.

Fifty-Fifty”-Abkommen mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel geht in die Verlängerung

Die MV Filmförderung und ZDF/Das kleine Fernsehspiel verlängern ihr im Jahr 2022 gemeinsam initiiertes Förderprogramm “Fifty-Fifty” bis zum 30. Juni 2026. Darüber hinaus wird die maximale Größenordnung der paritätischen Finanzierung von 500.000 Euro auf maximal bis zu 600.000 Euro pro Partner erhöht. Der MV Filmförderung stehen diese Mittel zusätzlich zum regulär für die Produktions- und Nachwuchsförderung bereitgestellten Budget zur Verfügung. Mit der Unterstützung durch das “Fifty-Fifty”-Abkommen sollen junge Filmtalente in und aus Mecklenburg-Vorpommern gefördert werden. Die Vereinbarung richtet sich an die Bereiche Regie, Buch und Produktion und zielt besonders auf zeitgenössische Projekte, die formal sowie inhaltlich neue Wege gehen. Unterstützt werden Spiel-, Dokumentar-, Animationsfilme, Mischformen sowie Miniserien ab einer Länge von 40 Minuten.

Im Gespräch: Jörg Schneider, Burkhard Althoff, Mark Sternkiker und Inga Behnsen (MV Filmförderung) © MV Filmförderung/Oliver Borchert

Während eines Talks wurde das Fifty-Fifty-Abkommen zwischen der MV Filmförderung und ZDF/Das kleine Fernsehspiel vorgestellt. Burkhard Althoff, Redaktionsleiter ZDF/Das kleine Fernsehspiel, betonte die Wichtigkeit jungen Talenten den Einstieg zu ermöglichen, um langfristigen Erfolg zu gewährleisten. Er unterstrich: „Wenn Menschen nicht die Chance haben, erste Schritte zu gehen, werden weitere schwierig.“ Althoff erläuterte, dass das Problem bei ersten Langfilmen oft darin bestehe, dass Filme mit viel Energie aufgestellt werden, die dann jedoch in einer „Finanzierungshölle“ enden. Das Fifty-Fifty Programm biete hier eine Lösung, indem es die Finanzierung erleichtere und die Umsetzung beschleunige.

Jörg Schneider, Redakteur bei ZDF/Das kleine Fernsehspiel und Mitglied im Vergabegremium der MV Filmförderung, hob zudem die regionale Ausrichtung des Programms hervor und betonte die Wichtigkeit von Stoffen und Geschichten aus MV mit aktuellem Bezug. Ein Beispiel hierfür sei das Projekt MELS BLOCK von Regisseur Mark Sternkiker, das ideal für diese Ausrichtung sei und 2023 im Rahmen des Programms unterstützt wurde. Mark Sternkiker selbst unterstrich die rasche Entwicklung und die wertvolle Lernmöglichkeit für Debütant:innen durch das Fifty-Fifty-Programm. Er betonte, dass innerhalb eines kurzen Zeitraums viel erreicht worden sei, angefangen vom ersten Gespräch bis zur Teampremiere innerhalb von nur zwei Jahren.

Impulse und Fishbowl zu Talentfilm und Talentfilmförderung in Deutschland

Im zweiten Teil der Veranstaltung gaben Alexandra Krampe, Initiatorin des Forums Talentfilm, Produzentin bei Julex Film und Mitglied des Vorstands Produzent:innenverband e.V. sowie Karoline Henkel, Produzentin und Geschäftsführerin bei Wood Water Films, Einblicke in aktuelle Debatten zur Talentfilmförderung in Deutschland sowie Tendenzen und Hürden für Produzent:innen von Debütfilmen.

Karoline Henkel und Alexandra Krampe © MV Filmförderung/Oliver Borchert

Alexandra Krampe hob in ihrem Impuls die enormen Herausforderungen hervor, denen Talente beim Einstieg in die deutsche Filmbranche gegenüberstehen. Sie kritisierte das bestehende System und das gravierende Finanzierungsproblem, das den Weg für junge Filmschaffende erschwert. Zusätzlich fehle es an Absicherung, was viele dazu zwingt, anderweitig Geld zu verdienen. Krampe betonte die Dringlichkeit von zukunftsorientierten Maßnahmen wie der Schaffung von Talentförderprogrammen auf Bundesebene, der Einführung von Diversitätsstandards und der Verkürzung von Finanzierungszeiten, um kreative Freiräume zu ermöglichen und eine ausgewogene Förderung verschiedener Berufe sicherzustellen.

Karoline Henkel, sprach in ihrem Impuls über die herausfordernden Erfahrungen, die sie als Produzentin von Debütfilmen gemacht hat. Anhand von Projekten wie ALASKA und JENSEITS DER BLAUEN GRENZE zeigte sie auf, dass trotz kreativer Freiheit Schwierigkeiten bei der Teamfindung aufgrund mangelnder Erfahrung bestanden. Die Bewältigung finanzieller Einschränkungen und Unerfahrenheit im Team erforderte die Akzeptanz von Fehlern. Angesichts der zunehmend schwierigen Umsetzung von Debütfilmen aufgrund kleinteiliger Finanzierung und langer Zeiträume betonte sie die Notwendigkeit für Wood Water Films, sich breiter aufzustellen, um langfristig erfolgreich zu sein.

Graphic Recording, gezeichnet von Karen Obenauf © MV Filmförderung

In einer Fishbowl-Diskussion wurden anschließend Möglichkeiten und Perspektiven für Talente im deutschen Film erörtert. Die Diskussion wurde von Fritzie Benesch moderiert, einer Produktionsstudentin an der Filmuniversität Babelsberg und Initiatorin des Formats “Ausnahmezustand Film?”. Das Ziel einer Fishbowl-Diskussion ist es, dass alle Teilnehmer:innen aktiv am Gespräch teilnehmen können, indem sich die Diskussionsteilnehmer durch ein Rotationsprinzip abwechseln.

Förderpreis „Gedreht in MV“ für UNENDLICHER RAUM von Paul Raatz

Regisseur Paul Raatz bei der Preisverleihung © Filmkunstfest MV

Der Rostocker Filmemacher Paul Raatz erhält für sein Langfilmdebüt UNENDLICHER RAUM den Förderpreis „Gedreht in MV“ von der MV Filmförderung und MV Film Commission.

Preispate Jonas Ludwig Walter, der mit seinem Film TAMARA den Preis im Vorjahr gewann, dazu in seiner Jurybegründung: „.UNENDLICHER RAUM ist ein beobachtender, ganz ehrlicher Dokumentarfilm, wie ich ihn lange nicht gesehen habe. […] Er erzählt von Leuten, die Ideen entwickeln, die dann an denen vorbeigehen, für die sie eigentlich gedacht sind. Er erzählt von Leuten, die sich nicht beteiligen und dann beleidigt sind, wenn sie nicht beteiligt werden. Er erzählt von Lokalpolitik und wie zermürbend es plötzlich sein kann, wenn man utopisch denkt, wo Utopie so wichtig ist und dann daran scheitert und trotzdem weitermacht. Kurz und gut: wir sehen anhand einer kleinen mecklenburgischen Stadt, nämlich Loitz, vor welcher Herausforderung unsere Demokratie jenseits von Höcke und Klimawandel und all den Themen in den großen Nachrichten noch steht, einfach an den Leuten, die sie täglich machen.“