Am Montag, 2. August 2021 tagte das Gremium der MV Filmförderung zu seiner zweiten Sitzung in diesem Jahr und entschied über die Vergabe von Fördermitteln in Höhe von 739.904 Euro. Zu Beginn der Sitzung, die im Filmbüro MV in Wismar stattfand, waren auch der Chef der Staatskanzlei und Aufsichtsratsvorsitzender der MV Filmförderung, Dr. Heike Geue, der Bürgermeister der Stadt Wismar und Beiratsmitglied der MV Filmförderung, Thomas Beyer und die Geschäftsführerin des Filmbüro MV und ebenfalls Beiratsmitglied der MV Filmförderung., Sabine Matthiesen anwesend, um die Gremiumsmitglieder zu begrüßen.

Aus 34 Anträgen wählten das Vergabegremium und der Geschäftsführer der MV Filmförderung, Prof. Olaf Jacobs, 21 Film- und Serienproduktionen aus, die in den Bereichen Stoff- und Projektentwicklung sowie Produktion unterstützt werden, darunter fünf Nachwuchsprojekte. Ferner hat die MV Filmförderung für vier Projekte eine Abspielförderung sowie eine Präsentationsförderung vergeben.

Übersicht aller geförderten Projekte

Birgit Müller (NDR), Arne Papenhagen (FiSH Filmfestival im StadtHafen), André Zabel (Staatskanzlei MV), Sabine Matthiesen (Filmbüro MV), Matthias Elwardt (AG Kino Gilde), Prof. Olaf Jacobs (MV Filmförderung), Dr. Heiko Geue (Chef der Staatskanzlei MV), Katja Pilgrim (Berufsverband der Film- und Medienproduzenten MV), Thomas Beyer (Bürgermeister Wismar), Prof. Christine Linke (Hochschule Wismar, Fakultät Gestaltung)

„In unserer zweiten Förderrunde in diesem Jahr ist vor allem die Qualität der eingereichten Stoffe hervorzuheben: Dazu gehören mehrere filmische Adaptionen zeitgenössischer Romane, Geschichten über renommierte Persönlichkeiten aus MV – wie Helga Schubert und Caspar David Friedrich – und vielversprechende Debüts junger Filmschaffender. Dazu haben wir im Bereich des Abspiels mehrere Projekte aus dem Land gefördert, die spannende Filmveranstaltungen zu regionalen Produktionen planen. Vor allem nach dem langen Verzicht auf Kinobesuche und Events ist dies ein wichtiges Zeichen für die Zukunft der Branche in MV“, so Olaf Jacobs, Geschäftsführer der MV Filmförderung.

Romanverfilmungen mit Susanne Wolff und Charly Hübner

Im Bereich Produktionsförderung hat sich das Vergabegremium für zwei Spiel-, drei Dokumentar- und vier Kurzfilmprojekte entschieden, darunter drei Nachwuchsfilme.

Das deutsch-schweizerisch-schwedische Projekt MILCHZÄHNE (250.000 €, Weydemann Bros.) und Langfilm-Debüt der Regisseurin Sophia Bösch erzählt die Geschichte einer isolierten Dorfgemeinschaft inmitten einer Welt, in der Natur und Ressourcen knapp geworden und die Menschen von Angst beherrscht sind – eine Dystopie irgendwo zwischen Märchen und brutaler Realität. Dreharbeiten für die Adaption des Debütromans von Helene Bukowski sind in Vorpommern geplant. Eine der Hauptrollen soll von Susanne Wolff (STYX) gespielt werden.

Außerdem gefördert wurde Lars Jessens Familiendrama MITTAGSSTUNDE (100.000 Euro), das in einem fiktiven Ort in Norddeutschland spielt. In dem Kinospielfilm nach dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Dörte Hansen verkörpert Charly Hübner die Hauptrolle des Ingwer Feddersen, der nach langer Zeit zurück in sein norddeutsches Heimatdorf kehrt und schnell feststellen muss, dass dort nichts mehr ist, wie es einmal war.

Mit KINK (21.004 Euro) wird das Kurzfilmdebüt der Rostocker Filmemacherin Betty Koschka unterstützt, die ihren persönlichen Fokus auf die Chancengleichheit von Mann und Frau legt. So soll auch ihr Film über eine junge Frau, die in der Anonymität der Großstadt nach Selbstakzeptanz und der Verwirklichung ihrer sexuellen Selbstbestimmung sucht, zum Dialog der Geschlechter anregen.

Schriftstellerin Helga Schubert im Porträt

Für die Realisierung der Dokumentation VOM KELTERN – DAS LEBEN DER HELGA SCHUBERT (75.000 Euro) erhält Rabauke Filmproduktion aus Rostock eine Produktionsförderung. Das Projekt des Rostocker Autors und Regisseurs Jörg Herrmann wurde schon mit einer Stoffentwicklung durch die MV Filmförderung unterstützt. Die Schriftstellerin und Psychologin Helga Schubert sorgte nicht zuletzt mit dem Gewinn des Ingeborg-Bachmann-Preises 2020 bundesweit für Aufsehen, zuvor hatte sie sich bereits weitestgehend aus der literarischen Öffentlichkeit zurückgezogen. Ein Porträt über eine spannende Persönlichkeit und eine der bedeutendsten Autorinnen Mecklenburg-Vorpommerns.

Mit DER MARKT IN DEMMIN ALS FILM (40.000 Euro) wird ebenfalls eine Dokumentation gefördert. Das Projekt des renommierten Filmemachers Hans-Jürgen Syberberg aus Nossendorf bei Demmin ist ein Filmessay über den Marktplatz der Hansestadt im Osten Mecklenburg-Vorpommerns. Der Film entsteht aus filmischen Aufzeichnungen der letzten sechs Jahre rund um das Zentrum Demmins mit Bewohner:innen und Freund:innen der Stadt.

Spielfilmdebüt mit viel MV und Animation aus Rostock

Förderung für die Projektentwicklung erhalten drei Spiel- und ein Virtual-Reality-Kurzfilmprojekt(e), darunter ein Animationsfilm und ein Nachwuchsprojekt.

ICH STERBE, KOMMST DU? (20.000 Euro) ist die dramatische Geschichte einer jungen, an Krebs erkrankten Frau und Mutter, die den Umgang mit dem Prozess des Sterbens und dem Tod schildert. Der Spielfilm des in Schwerin lebenden Autors und Regisseurs Benjamin Kramme wurde bereits 2020 mit einer Stoffentwicklung durch die Staatskanzlei des Landes gefördert und erhält nun eine Anschlussfinanzierung. Die Geschichte ist in MV zu Hause, Handlungsorte liegen ausschließlich im Nordosten und auch das Filmteam besteht weitestgehend Kreativen aus dem Land. Für sein Spielfilmdebüt hat der junge Regisseur und Schauspieler mit Mafilm eine erfahrene Produktionsfirma an der Seite. Der Drehbeginn ist für das Frühjahr 2022 geplant.

NOTHING TO DECLARE (20.000 Euro) von Miguel Barreda Delgado ist die Verfilmung des peruanischen Romans „Nada que declarar“ von Teresa Ruiz Rosas. Die filmische Adaption ist als animierter Langfilm geplant. Im Rahmen der Projektentwicklung soll die Optik der Animation weiterentwickelt werden.

Queerness, Traumabewältigung und ein Maler in der Sinnkrise

Im Bereich der Stoffentwicklung hat sich das Vergabegremium für einen Spiel-, und einen Nachwuchs-Kurzfilm entschieden sowie eine Serie.

Das Projekt DAMALS PLÖTZLICH JETZT (5.000 Euro) der Jägerinnen Filmemacherinnen, Melissa Isabell und Mo Jäger, ist ein Kurzfilm über Diversität, queeres Leben und Diskriminierung gegenüber Menschen der LGBTIQ*-Community. Ein ehemaliges Liebespaar, das gemeinsam ein traumatisches Erlebnis machen musste trifft bei der Hochzeit von Freunden erneut aufeinander. Die mecklenburgische Grenze zu Polen spielt eine entscheidende Rolle in der Geschichte.

Ebenfalls gefördert wird das Spielfilmprojekt ZWEI MÄNNER UND DER MOND (20.000 Euro) – eine Geschichte um die Sinnkrise des Malers Caspar David Friedrich. Nahezu alle Außenschauplätze sollen in Mecklenburg – Vorpommern gedreht werden.

Weltpremiere in Locarno für in MV geförderten und gedrehten Spielfilm

Für NIEMAND IST BEI DEN KÄLBERN erhalten Weydemann Bros. zudem eine Präsentationsförderung (3.000 Euro) für dessen Weltpremiere am 7. August auf dem internationalen Filmfestival in Locarno. Sabrina Sarabis Drama, das in Mecklenburg-Vorpommern spielt, wurde u.a. in der Griesen Gegend bei Hagenow, in Lübtheen und in Stöllnitz gedreht. Der Spielfilm, ebenfalls eine Romanadaption nach der Erfolgsgeschichte von Alina Herbing (Friedrich-Hölderlin-Preis) erzählt von Christin (Saskia Rosendahl) und ihrem Leben auf dem Land in Nordwestmecklenburg, ihren Träumen und Sehnsüchten abseits der romantischen Landlust-Idylle.

Dokumentarfilmtage und Open-Air-Kino in MV

Drei Projekte aus Mecklenburg-Vorpommern erhielten darüber hinaus eine Abspielförderung für insgesamt 18.000 Euro. Rund um die bundesweiten Dokumentarfilmtage LETsDOK soll auch in MV der Dokumentarfilm gefeiert werden. Im Schloss Ulrichshusen wird am 19. September ein vielfältiges Programm mit Geschichten aus dem Land gezeigt. Das Luna Filmtheater in Ludwigslust hat sich zudem mit Dokumentarfilmer:innen der Region zusammengetan und bietet Mitte September eine ganze Woche lang regionale Filme und Filmgespräche.

Das Quartier Großer Dreesch in Schwerin feiert sein 50-jähriges Jubiläum. Dazu finden am 27. und 28. August zwei Open-Air-Filmabende unter dem Fernsehturm für Anwohner:innen und Gäste statt. Kuratiert wird das Programm vom Landesverband Filmkommunikation.